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Vergangenheit 

Politische Tabus beziehen sich in erster Linie auf Traumen der Vergangenheit, die sich in das kollektive Gedächtnis einer ganzen Gemeinschaft einschreiben. Als solche Tabuthemen können z.B. genannt werden: für die Türkei der Völkermord an den ArmenierInnen (1915-16), für Polen der Pogrom in Jedwabne (1941), für Japan die Gräueltaten japanischer Soldaten vor allem an chinesischen und koreanischen Zwangsprostituierten, die als "Trostfrauen" euphemisiert wurden (1941-45), für Frankreich der Algerienkrieg (1954-62) oder für die Republika Srpska das Massaker von Srebrenica (1995).
Das österreichische Tabu um die nationalsozialistische Vergangenheit wurde, Heidemarie Uhls These zur Folge, weniger von der Geschichtswissenschaft, als vielmehr von den KünstlerInnen gebrochen.[1] Jelinek bestätigt das, indem sie sagt: „Im Österreich der Nachkriegszeit haben fast nur die KünstlerInnen auf die Vergangenheit reagiert, so wie ja auch schon Dada auf das Entsetzen des Ersten Weltkriegs eine sehr wesentliche Reaktion war. […] Was in anderen Ländern die Wissenschaft geleistet hat, hat sich in Österreich in den Bereich der Kunst verschoben.“[2]

Dieser Portal-Bereich zielte auf eine Auseinandersetzung mit Jelineks subversiver künstlerischer "Aufarbeitung" der Vergangenheit ab. Darüber hinaus wurden ihre Verfahren in den Kontext anderer künstlerischer Auseinandersetzungen von Frauen gestellt, die Tabus der eigenen nationalen Vergangenheit berühren bzw. brechen.

[1] Janke, Pia: „Diese falsche und verlogene Unschuldigkeit Österreichs ist wirklich immer mein Thema gewesen.“ Elfriede Jelinek im Gespräch mit Pia Janke. In: Janke, Pia / Kovacs, Teresa / Schenkermayr, Christian (Hg): „Die endlose Unschuldigkeit“. Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel). Wien: Praesens Verlag 2010 (=DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 6), S. 17-23, S. 22.

[2] Ebd., S. 22-23.


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