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Zensur

Während die bei Jelinek als Tabubrüche empfundenen Inhalte und Aktionen im deutschsprachigen Raum vorrangig in Form von Stigmatisierung bzw. Skandalisierung sanktioniert wurden, können andernorts auch Mechanismen der Zensur konstatiert werden.
So verübte etwa Mustafa Maher in seiner arabischen Übersetzung von Die Liebhaberinnen bewusst Selbst-Zensur und ließ Passagen unübersetzt. In Indien stießen die „Obszönitäten“ in Jelineks Lust auf derartige Irritation, dass sich ein Verlag nach bereits vorliegender Übersetzung (von Amrit Mehta) gegen die Publikation entschied. Auch in Bezug auf türkische und chinesische Übersetzungen können Formen der Zensur festgestellt werden.[1]

Dieser Bereich untersuchte Sanktionsmechanismen, die mit der internationalen Rezeption bzw. Übersetzungen von Jelineks Werken einhergehen. Analysiert wurde, in welchen soziopolitischen Kontexten die Texte Formen der Zensur, der Verurteilung oder des Verbots bewirkten. In einer Videokonferenz tauschten sich ExpertInnen aus China, der Türkei und den USA zu unterschiedlichen Sanktionen von Jelineks sexuellen und politischen Tabubrüchen aus.
Zudem widmete sich dieser Bereich Jelineks eigener „Zensur“ bzw. den von ihr als Form des Protests verhängten Aufführungs- und Publikationsverboten. Diese Mechanismen wurden auch in den Kontext vergleichbarer Sanktionsformen gestellt, die österreichische KünstlerInnen praktiziert haben - z.B. Thomas Bernhard in Form seines Testaments.

[1] Vgl.: Clar, Peter / Schenkermayr, Christian: Internationale Rezeption. In: Janke, Pia (Hg.): Jelinek-Handbuch. Stuttgart: Metzler 2013, S. 367-385.


 DIE BEITRÄGE DIESES BEREICHS:

Forschungsplattform
Elfriede Jelinek
Texte - Kontexte - Rezeption
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